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Freitag, 26. Oktober 2018

26. Oktober 2018 Ausbruch aus dem Knast und vom Fixativ zerstörtes Bild

Kugelschreiber und Fixativ sind keine gute Kombination

Am Abend des 26. Oktober hatte ich meinen ersten Tag der Internierung in der Reha-Ruine und in dem dunklen Tag fast überstanden. Fast deshalb, weil nach all dem Pflichtprogramm plötzlich Freizeit angesagt war und ich genau vier Möglichkeiten hatte: 

  • Mich unter die ausschließlich türkischsprachigen Patienten in den Wartesaal der Klinik mischen,
  • Mich in dem hyper hellhörigen und lauten sowie recht kalten Foyer der Klinik zu den wenigen Leuten dazustellen, die sich strickend oder lesend in einem der für knapp 300 Patienten ausreichend bemessenen 6 Loungechairs langweilten,
  • Mich in mein, seit fast 50 Jahren im Originalzustand belassenes, Zimmer zurückziehen und mich der Trostlosigkeit eines, mittels Kellerleuchte beleuchteten, kahlen Raumes hingeben oder
  • Die Flucht nach vorne wagen und mich die nächste Kneipe suchen lassen, in der ich vielleicht noch normale Menschen treffen oder zumindest zeichnen konnte
Ich entschied mich für den vierten Punkt. Da wir Patienten nach Ansicht der Klinikleitung nur bedingt den Status eines Freigängers besaßen, hätte ich mich nach den bestehenden Vorschriften für den Gang in die Stadt in das Freigängerbuch eintragen und nach Rückkehr wieder austragen müssen. Bei fehlender Austragung wurde seitens der Klinik ein richtig fetter Aufriss gemacht, um die Machtverhältnisse klar zu postulieren. Da ich aber nicht der Meinung war, dass irgend jemand das Recht hat, mir solche Vorschriften zu machen, solange ich nicht als Kapitalverbrecher im richtigen Knast einsitze, trug ich keinen meiner Ausflüge in das Buch ein. Dass heißt: Am Abreisetag trug ich mich pflichtgemäß als abwesend ein. Ich hoffe, dass irgendein Nachtschichtdödel aus der Klinik meinem Zimmernachfolger ordentlich eingeheizt hat, bis dann vielleicht das Missverständnis aufgefallen wäre.

Nun Ja, soweit zu dem Exkurs "Menschenrechte im Rehabetrieb". 

"Draußen" in Bad Herrenalb musste ich bald feststellen, dass es nicht besonders viele Möglichkeiten gab, sich an einem netten Platz niederzulassen. Mein erster Versuch in einer Pizzeria scheiterte schon mal an einem unfassbar kratzbürstigen und unverschämt unfreundlichen Personal. Bald darauf stand ich vor den Mauern des ehemaligen Klosters und jetzigen Rathauses und fand ein schönes Plätzchen zum Malen. Unter Missachtung des absoluten Alkoholverbotes der Klinik setzte ich mich mit einem kühlen Bier auf eine der kühlen Steinbänke, genoss meine Ruhe und zeichnete das Rathaus. 

Für all diese Missetaten gegen die Regeln des heiligen Celenus (Betreiber der Klinik) erfuhr ich allerdings fünf Tage später eine sehr ungerechte Strafe. Denn, nachdem ich auf der Rückseite dieses Bildes noch mit Kugelschreiber von dem Wartesaal alias Gemeinschaftsraum alias türkischem Café eine Zeichnung angelegt hatte, fixierte ich diese, woraufhin der Kugelschreiber nicht nur ausblutete sondern auch ungebremst durch das Papier blutete. So war mein Rathausbild plötzlich dahin...



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