Erst das Bild, dann das Photo
In der Sommerzeit fällt es eher selten auf, dass ich grundsätzlich erst mein Bild fertig stelle, bevor ich das gemalte Sujet fotografiere, also das Referenzbild erstelle. Im Winter jedoch fällt dieses Vorgehen auf, da nicht selten das Bild gerade noch im Dämmerlicht fertig gestellt wurde, das Referenzfoto jedoch erst in der Dunkelheit gemacht wird.
Warum fotografiere ich erst nach Fertigstellung meines Bildes?
Natürlich halte ich diesen Grundsatz nicht immer durch. Auch ich habe zum Beispiel aus Zeitgründen Fotos von einem komplizierten Motiv angefertigt, um das begonnene Bild oder eine Bildidee daheim fertig stellen zu können. Dabei musste ich allerdings feststellen, dass für mich die Spannung des Malens und Zeichnens an dem heimischen Schreibtisch oder der Staffelei im Atelier zusammenbricht. Entsprechend muss ich zugeben, dass von vielen geplanten oder nachträglich fertig zu stellenden Bildern bisher noch nicht einmal eine Handvoll dieser Projekte umgesetzt wurden. Das hat auf der einen Seite natürlich den Grund, dass ich mich Plein-Air, also direkt vor Ort, malend wesentlich wohler fühle als im Retortenprozess zu Hause. Andererseits habe ich auch merken müssen, dass der gesamte Prozess der Motiverfassung, Abstraktion und Komprimierung auf brutale Weise unterminiert wird, wenn ein unveränderliches Foto als Grundlage des Bildes vor mir liegt. Dabei kommt es immer mehr zu einem Kopier- oder Anpassungsvorgang. Letzterer gerade dann, wenn das Bild vor Ort angefangen wurde und ich dann "in Ruhe" plötzlich noch Unterschiede in den Details zwischen Foto und Skizze entdecke, die entweder korrekt zusammenpassen oder mittels irgendwelcher Kunstgriffe zusammengefügt werden müssen. Meine große Liebe sind diese Bilder nicht. Auch wenn ich mich mit der Zeit schon mit ihnen identifiziere kann.
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