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Freitag, 22. Oktober 2021

Entstehung des Ölbildes einer ehemaligen Tankstelle bei Bad König am 16.1.20

Wie entsteht so ein Bild einer ehemaligen Tankstelle?


Die von mir hoch geschätzte amerikanische Malerin
Jessica Henry Gray macht sich gerne vor dem Malen ein paar Konzeptentwürfe für das zu erstellende Bild in ihr Notizbuch. Der ebenfalls von mir hoch geschätzte deutsche Urban Sketcher und Designer Jens Hübner hingegen baut sich in seine Bilder einen Rahmen von ungefähr einem Viertel der Größe des Papierformats, in dem die für ihn wichtigsten Bildelemente dargestellt werden sollen. Die Bereiche außerhalb des Rahmens hingegen haben nur noch eine zweitrangige Bedeutung, sind meistens weniger deutlich abgebildet und werden von Jens Hübner auch gerne einfach weiß gelassen. Thomas Freund, der mich mit seiner unfassbaren Geduld mit den Geheimnissen der Plein-Air-Ölmalerei vertraut gemacht hat, springt im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Künstlern nahezu direkt in das kalte Wasser. Er nimmt eine dunkle Farbe, verdünnt diese mit Terpentinöl, und macht sich mit einem schmalen Borstenpinsel eine Vorskizze seines Vorhabens direkt auf seinen Malgrund. Die verdünnte Ölfarbe lässt sich gut mit einem terpentingetränkten Lappen wieder entfernen, so dass Korrekturen des Konzeptes jederzeit möglich sind.

Ich hingegen in meiner noch etwas mageren Weisheit habe anfänglich nach alter Maler Sitte mittels Kohle mein Vorhaben auf die Leinwand skizziert, indem ich als Erstes den oben erwähnten Rahmen von Jens Hübner in das Bild platzierte und mich dann skizzierend von dem Kern des Bildes in die Außenbereiche vorarbeitete. Die Kohle habe ich längst aufgegeben. Denn sie stellt für die folgenden Arbeitsschritte ein unangenehme Herausforderung dar, wenn verdünnte Ölfarbe sich mit ihr vermischt und ich auf dem Bild unsaubere Farben erhalte. Inzwischen zeichne ich nur noch mit Ölfarbe und Pinsel.


Von dieser Zeichnung aus geht es dann für mich nicht selten mit dem selben Pinsel weiter, indem ich den deckenden Hintergrund mittels ebenfalls stark verdünnter Ölfarbe auftrage. Dieser Hintergrund stellt im Grunde die dunkelste Grundfarbe der jeweiligen Flächen dar. Auf diese Weise steht mir nach dem recht zügigen Antrocknen der ersten Farbschicht ein Fundament des Bildes zur Verfügung, welches ich "nur noch" in der nun folgenden Schicht mit den korrekten Farben auszumalen habe. 

  
Das kann jedoch dauern! Denn anders als bei der Aquarellmalerei muss ich beim Ölbild jede Schattierung und jedes Licht farblich genau abmischen und auftragen. "Mal eben" mit einem Violettton über die Schattenpartien drüberziehen geht in Öl leider nicht! Abhängig vom verfügbaren Licht und Wetter besteht nebenbei noch die Aufgabe, Farben und Schattierungen konsistent fortzuführen. Ist das aus irgendeinem Grunde nicht möglich, weil zum Beispiel eine Abenddämmerung alles blau färbt oder ein Regenguss das Weiterarbeiten unmöglich macht, muss ich halt abbrechen und an einem der Folgetage an den Ort des Geschehens wiederkehren, um das Bild fertig zu stellen.



Auch Erschöpfung, Unterkühlung, Hitze, Hunger und Durst können die Fähigkeiten, ein Bild vernünftig zu vollenden, erheblich beeinträchtigen. Um den störenden Einfluss der letzten beiden Faktoren zu minimieren, halte ich in meinem Auto auch immer eine kleine Campingküche und ausreichend Essen verfügbar. Eine Campingliege als Bett ermöglicht es mir, auch mal ein kleines Nickerchen abzuhalten, wenn Augen, Verstand und Finger durch die Müdigkeit ihre Kooperationsbereitschaft aufkündigen. 

In dieser, für einen Maler doch sehr luxuriösen Aufstellung kann ich es mir dann auch leisten, während der Autoreise spontan und ziemlich unvorbereitet ein Motiv in Angriff zu nehmen. 

Auf diese Weise ist das Bild "Ehemalige Tankstelle bei Bad König" während einer Autofahrt auf der B45 entstanden, die als eine der Magistralen den Odenwald von Norden nach Süden zwischen Dieburg und Eberbach durchschneidet. Häufig bin ich an diesem Objekt einer, zu einem kleinen Wohnhaus umgebauten, ehemaligen Tankstelle vorbei gefahren. Doch an diesem 16. Januar 2020 sorgte das winterliche Licht dafür, dass mich das Gelb des Gebäudes dazu motivierte, mich malerisch mit dem Szenario auseinander zu setzen. Vorgemalt habe ich das Bild zur Mittagszeit, bis mich mein Hunger wie auch die niedrigen Temperaturen dazu zwangen, die Leistungsbereitschaft meiner Körperfunktionen mittels warmer Küche und einer guten Menge heißen Kaffees wieder herzustellen. Die Verzögerung der Pause brachte mir eine neue Lichtstimmung, als ich den Spachtel wieder in die Hand nahm. Das dezente Lila des Nachmittagshimmels gefiel mir derart gut, dass ich es mit in das Bild übernahm. Irgendwann, kurz vor dem sehr frühen Sonnenuntergang war das Bild beendet und der Malplatz wieder geräumt. Das Bild habe ich dann auf der Staffelei eingespannt horizontal im Auto liegend nach Hause transportiert. Auf der Heimfahrt sorgte die Heizung dafür, dass sich die langsam eingetretene Unterkühlung wieder fing und ich somit aufgewärmt, müde und zufrieden die Heimat erreichte. 

Da ich nicht immer während einer Fahrt die Zeit für ein Bild eingeplant habe und sich mir gelegentlich auch mehr als eine Malstelle empfiehlt, markiere ich mir immer wieder in Google Maps Orte, die ich gerne einmal malen möchte. Nicht selten dauert es sehr lange, bis ich diese dann auch tatsächlich in Angriff nehme, da mich meistens spontane Entscheidungen zur Schaffung eines Bildes wesentlich mehr begeistern. Aber auch nur, weil ich mir keine Sorgen um meine Versorgung während des Malprozesses zu machen brauche.

Montag, 6. Mai 2019

06. Mai 2019 Erster Tag des Plein-Air Festivals in Kühlungsborn

Ab Heute, dem 06.05.19 bis zum 12.05.19 ich in Kühlungsborn an dem Ostsee Plein Air Festival teil. Mit einer sehr sympathischen Gruppe werde ich an den ersten drei Tagen unter Anleitung von Jens Hübner viel über die Möglichkeiten, mittels guter Blattaufteilung, eindeutiger Linienführung, frühzeitiger Entscheidung für die Bildschwerpunkte sowie interessanter Kniffe so zu arbeiten, dass bei erhöhtem Spaß am Malen auch noch deutlich interessantere Ergebnisse im Stile des Arbeitens unseres Dozenten zustande kommen sollten. Wobei ich als träger Ostfriese natürlich schon an diesem ersten Tage ein wenig länger für die Umsetzung brauchte...
Heute, an dem ersten Tag, kamen einige "Auftragsbilder" im Rahmen der Workshops so wie freie Zeichnungen, die ich veranstaltungsbegleitend anfertigte, zustande.
Die Serie beginnt mit Jens' typischer Art der Präsentation, indem er auf dem Boden sitzend den sich um ihn scharrenden Kursmitgliedern seine Informationen (hier: verwendete Aquarellstifte) vermittelt.
Daraufhin versuchten wir seine ersten Tipps an der ehemaligen Seenotrettungsstation von Kühlungsborn West umzusetzen. Dabei galt es auch, mit den immer wieder spontan einsetzenden Regenschauern klar zu kommen. Diese haben mein Bild letztlich deutlich beeinflusst...
Mittels Jens' Unterstützung kamen wir alle zu Ergebnissen, die unserem Stil noch sehr ähnelten.
Nachmittags befassten wir uns noch mit einigen Strandstudien einschließlich dem Erfassen eines der, für Kühlungsborn typischen, Strandkorbvermietungshäuschen (geiles Wort!).

Nebenbei zeigte mir Jens noch ein paar Tricks zum schnellen zeichnen von Menschen.

Am Abend war ich derart platt, dass ich nicht mehr viel Interesse an weiterer zeichnerischer Aktivität zeigte.















Samstag, 26. Mai 2018

Einführende Gedanken zum Plein Air und Urban Sketching Blog

Der Gedanke ist simpel. Nach den Urban Sketching Statuten der Urban Sketchers und der Deutschsprachigen Urban Sketcher wird im täglichen Leben der inzwischen inflationäre Schnappschuss mit der Smartphonekamera durch eine skizzierte Momentaufnahme ersetzt. Die Authenzität wird durch die im ersten Satz erwähnten Statuten gewährleistet:

1. Wir zeichnen vor Ort, drinnen oder draußen, nach direkter Beobachtung.
2. Unsere Zeichnungen erzählen die Geschichte unserer Umgebung, der Orte, an denen wir leben oder zu denen wir reisen.
3. Unserer Zeichnungen sind eine Aufzeichnung der Zeit und des Ortes.
4. Wir bezeugen unsere Umwelt wahrhaftig.
5. Wir benutzen alle Arten von Medien.
6. Wir unterstützen einander und zeichnen zusammen.
7. Wir veröffentlichen unsere Zeichnungen online.
8. Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung.


Quelle: http://www.urbansketchers.org/p/about-usk.html

Soweit zu diesem einfachen Gedanken. Wie schwierig es mit der Umsetzung wird, hätte ich nie gedacht. Denn dazu gehört die Auflösung von drei Konflikten:

1.  Der Glaubenssatz "Ich kann nicht detailliert zeichnen"
Diesem Glauben erliegen viele. Die Auseinandersetzung hiermit geht noch über die grundsätzliche Diskussion, die ich am 17.11.2015 in meinem Künstler-Blog veröffentlichte, hinaus. Denn hier gilt es, Materialien, Techniken und zeichnerische Koordination mit zäher Geduld auszuprobieren, bis sich ein grobes Schema des eigenen Stils entwickelt hat, mit dem sich der innere Kritiker befrieden lässt. Selbst dann, wohlgemerkt, wenn die Zeit zum Zeichnen aufgrund der äußeren Umstände begrenzt ist.  Der Detaillierungsgrad wird dabei im Normalfall zur Nebensache. Erstens kann man recht einfach darauf verzichten, sich wiederholende Muster auf das Papier zu bringen. Der betrachtende Mensch ist nämlich in der Lage, mittels seiner Phantasie fehlende Details selber in das Bild hinein zu interpretieren. Dann gibt es noch die Gnade der Kolorierung. Hatte man wenig Zeit oder die Kontraste in der Zeichnung haben sich nicht prägnant genug entwickelt, dann kann man mittels Farbgebung Schwerpunkte oder auch das ganze Bild einfärben. Und plötzlich bekommt die vermeintlich flache Skizze dann doch noch ihr verdientes Leben!

2. Der extrapolierte innere Kritiker "Was sagen denn die Leute zu diesem Gekritzel?"
Dazu kann ich nur Jens Hübner zitieren, der sich darauf bezieht, dass selbst angefertigte Arbeiten im persönlichen Skizzenbuch, auf der Leinwand oder dem Aquarellblock genauso Elemente der eigenen, zu schützenden, Privatsphäre sind, wie Whatsapp-Chats mitreisender Fahrgäste oder die Tagebucheinträge der jungen Frau, die hinter mir auf den Treppenstufen eines Museums sitzt. Wenn sich jemand erdreistet, zu auffällig einem über die Schultern in das Skizzenbuch zu starren, so bietet es sich an, diesen Menschen mal um sein Handy zu bitten, damit ich seine Chats lesen kann. Diese Menschen sind dann meistens schnell weg.
Wichtig ist nur, dass ich mit meiner Skizzensituation glücklich bin. Das ist erfahrungsgemäß anfänglich noch problematisch. Aber wenn ich den Mut aufbringe, immer wieder zu üben, dann stellen sich langsam aber sicher tolle Erfolge ein. Erfolge, die man dann vielleicht auch gerne mal teilt. Entweder, indem man der Familie oder Freunden Einblick in die eigenen Arbeiten gewährt. Oder eben, indem man die Zeichnungen im eigenen Blog oder in Blogs oder anderen sozialen Medien der Urban Sketcher veröffentlicht.

Aber ganz ehrlich: Mit diesem Thema kämpfe ich bei unzureichender innerer Ruhe und Stabilität auch immer wieder!

3. Das größte Hindernis: Die eigene Schnelllebigkeit
In Deutschland leben wir Ziel-, Aufgaben- und Prozessorientiert. Selbst wenn es uns an diesen objektiven Grundlagen mangelt, gilt es zumindest, nach Außen hin den Schein der Geschäftigkeit und  der Getriebenheit zu wahren. Wenn wir im Auto zu einem Ausflugsziel fahren, weicht der Fahrstil kaum von unserem Verkehrsverhalten ab, wenn wir verspätet zu einem wichtigen Termin unterwegs sind. Auch in der Fußgängerzone müssen wir immer aktiv sein. So können wir uns zum Beispiel nicht einfach nur irgendwo hinstellen oder hinsetzen und tatenlos Maulaffen feilhalten. Sowas machen nur die Penner! Nein! Wir müssen dann zumindest einer Scheintätigkeit nachgehen, die unsere stetige Bemühung um die Sicherung unserer Existenz nach Außen hin bestätigt. So holen wir uns zum Beispiel am Stand auf der Straße eine Brezel, an der wir dann langsameren Schrittes (damit wir uns nicht verschlucken) nagen, bis der letzte Krümel vertilgt ist. Nach dem kurzen Umweg zum Papierkorb zur Entsorgung der Serviette werden gleich danach aber wieder originaler Kurs und Geschwindigkeit aufgenommen. Die nächste Station könnte dann ein Café sein. Aber auch hier nur solange, bis Eis, Kuchen und Latte Macchiato - die per Strohhalm langsam eingenommene, auszeitverlängernde Maxiversion des Cappuccino - vertilgt sind. Nach einem letzten Selfie oder einem Foto vom leergegessenen Teller geht es dann wieder rein in das lustig drehende Hamsterrad.

Handeln und denken wir so, dann bleibt uns nichts übrig, als "mal eben" schnelle Schnappschüsse mit dem Handy zu machen. Von einer tollen Laden- oder Bistrotdekoration oder einer tollen Aussicht nehmen wir dann nur das schnell noch irgendwohin gepostete Bild, nicht aber eine bleibende tiefe innere Erinnerung mit. Die Folge: Leere!

Mit dieser Leere lässt sich aber schlecht im Sinne der Urban Sketching leben. Urban Sketching bedeutet nämlich, für einen Moment aus den Tiefen der eigenen Getriebenheit aufzutauchen und sich dem tatsächlichen Leben zu widmen. Mit voller Aufmerksamkeit und Intensität. Plötzlich gilt es, das Wesentliche einer Situation zu erfassen, eine Form genau wahrzunehmen, einen Schatten zu identifizieren, die Augen, die Gesichtszüge und die Körperhaltung eines Menschen zu ergründen. Es gilt sogar, für einen Moment die Zeit des umgebenden Lebens anzuhalten und sich mit diesem anzufreunden.

Das gelingt nicht immer. So hatte ich auf einer Radtour im Mai meine Zeichenblöcke, Stifte, Aquarellkasten undAquarellblock leicht zugriffsbereit in meiner Lenkertasche untergebracht. Denn ich hatte mir zu Ziel gesetzt, diese Radtour im Zeichen der Malerei und des Zeichnens durchzuführen. Dann aber ergriff mich die Getriebenheit des Umfeldes (Verkehr, eilende Dorf- und Stadtbewohner, rasende Autos in Fußgängerzonen) und ich fand keine Ruhe mehr. Interessanter Weise brauchte ich nach dieser Tour noch einige Tage, bis ich wieder in der Lage war, einfach unterwegs mal kurz anzuhalten, Block und Bleistift zu zücken und zu skizzieren. Erstaunlich war auch, dass ich in dieser unkreativen Zeit sogar daran zweifelte, ob ich überhaupt malen könnte. Die von Außen übernommene Unruhe hatte mich tatsächlich von mir entfremdet.

Was mir in dieser Situation wirklich half, war, mittels eines kleinen netten Übungsbuches zum Urban Sketching mich wieder nach dem Motto "Back to the Roots" zu erden. Der Titel dieses Buches lautet "Ein Jahr Urban Sketching - Das Workbook", welches man am besten direkt bei Jens Hübner bestellt. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mir ein A5-Skizzenbuch für die im Buch gemachten Ausarbeitungsvorschläge gegönnt habe. Nicht etwa, um so das Buch im Originalzustand zu belassen. Vielmehr merke ich, dass ich gerne bei Bedarf einzelne Kapitel erneut durchgehe. Da ist es dann schön, nicht durch vollgekritzelte Seiten in Flow gestört zu werden.



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