Freitag, 9. November 2018

09. November 2018 Morgens früh um Sieben ist die Welt noch in Ordnung?

Morgens um sieben war zu meiner Kindheit die Welt noch in Ordnung. So jedenfalls betitelte Eric Malpass damals ein Buch, welches für mich fatal wirkend mit einem kleinen Jungen, der seinen Eltern auf einem Tablett das Frühstück an das Bett brachte, illustriert wurde (https://www.amazon.de/Morgens-sieben-Welt-noc…/…/B0000BSH3X…). Es kann gut sein, dass meine Depressionen und vielleicht sogar die meiner gesamten Generation damit zusammenhängen, dass dieses Buch suggerierte, warum Eltern unglücklich waren und sich stritten:
Denn es lag ausschließlich an diesen unglückseligen Bälgern wie mir, die es eben nicht bewerkstelligten, ihren Eltern morgens früh um sieben einen glücklichen Tagesbeginn zu bescheren.
Insofern ist mein Aufenthalt in der Celenus Klinik Bad Herrenalb tiefenpsychologisch absolut begründet. Denn hier arbeiten ab sieben Uhr morgens Bagger und andere Geräte laut klappend und hupend an der Neugestaltung einer glücklichen Zukunft der nächsten Generationen Rehapatienten, während meine Mitpatienten und ich vorwiegend als Kinder der 60er bis früh-70er Jahre im gleichen Zuge um sieben Uhr aus dem Schlaf gerissen werden. Und, um uns dann den Tag ein wenig weniger glücklich zu machen, wird auch uns kein Frühstück an unser Bett geliefert. Vielmehr versammelt sich dann die Mannschaft in einem dunklen Loch, auch Speisesaal genannt, um dort das immerhin gute Frühstück einzunehmen.
So sieht also die Vorhölle derer aus, die wesentlich am dem Leid und Unglück ihrer Eltern schuld tragen, indem sie die einfachsten Anforderungen an ihre Kindheit nicht zu erfüllen vermochten.





09. November 2018 Von den angenehmen Menschen

Dem Leisen geht es wie dem stimmlosen Hund

Irgendwann tauchen in solch einer Reha-Klinik Patienten ab, reisen Heim oder wechseln die Klinik und an solchen Tagen gibt es dann auch wieder Frischfleisch für das Klinikpersonal. Es gibt nur wenige Wechsel, die für mich markant waren. So zuletzt einer, bei dem ein ganzer Schwung interessanter, wenn auch nicht unbedingt sympathischer, Typen auftauchte. So erschien neben etwas vorlauteren und oberflächlichen Vertretertypen zusammen mit burnoutgeschädigten Klein-Managern auch ein Mensch, der mir deshalb sehr sympathisch war, weil er trotz seines muskulösen Auftretens ein sehr sensibler, feiner Typ war. Was mir erst durch ihn an mir auffiel war, dass leise Menschen das gleiche Problem haben wie stimmlose Hunde. Werden sie von ihrem Umfeld angegriffen, in Frage gestellt, herabgewürdigt, entwürdigt oder auf andere Weise seelisch schlecht behandelt, dann gibt es kein Selbstwertgefühl, dass rechtzeitig dafür sorgt, dass das Umfeld besser mit seinem Tun aufhört.
Dadurch entwickelt sich bei solchen Menschen wie mir eine wutlose, innere, Aggression, die irgendwann einmal nach Außen platzt. Ob dann ein Angreifer nach Strich und Faden verprügelt wird, ihm durch offenen Hass sein Leben schwer gemacht wird oder sich die Aggression nach innen dreht und dem Angegriffenen seine Wertlosigkeit vor Augen führt, um ihn so auf den Weg zum Suizidversuch zu bringen, das ist leider letztlich vom Niveau her identisch. Nur, dass ich die Menschen bewundere, die noch über genug Selbsterhaltungstrieb verfügen, um nicht sich selber zu vernichten...

Soweit zu den vielen Typen, denen man so in einer Klinik begegnet. Hier auch noch ein, bei einem der vielen Vorträge überzeichnet dargestellter, Mitpatient, welcher mir durch seinen Pfälzer Dialekt und seine Art ebenfalls sehr sympathisch war.


08. und 09. November 2018 die schnellen Aquarelle im Rahmen der Wahrnehmungstherapie

Im Augenblick dominiert bei mir das schnelle Aquarell. Ursache dafür ist nicht etwa die bittere Wintereiseskälte, auf die wir alle nicht wirklich warten, sondern die unfassbare Geschwindigkeit mit der das Licht durch eine Bresche bricht, um ganz kurz eine herbstliche Traumlandschaft zu beleuchten und unmittelbar danach wieder zu verschwinden, um eine graue Tristesse zu hinterlassen. Hier somit zwei schnelle Aquarellskizzen aus dem Kurpark von Bad Herrenalb aus dieser Woche.



Donnerstag, 8. November 2018

08. November 2018 Frühstück auf dem Zimmer für die Nerven

Wer sich die Ohren zuhält, verhungert!

Die Teilnahme an den Malzeiten im Speisesaal der Klinik ist obligatorisch. Da gibt es kein Vertun. Und da das Management des Ladens sich den schallreduzierten Raum für seine Pausen ausgesucht hat, gibt es in der Celenus-Klinik Bad Herrenalb auch keinen leisen Speiseraum für Lärmempfindliche Patienten. Der Schallpegel des Raumes ist so hoch, dass mein Stresspegel ab Betreten bis zum Verlassen durchgängig bei 100% liegt. Das Schlimmste daran sind die mir verhassten schwäbischen Waschweiber, die hier genau so vertreten sind wie in Spiekeroog im Hafen oder sonstwo in dieser Welt. Mit einer Stimme, die das hohe "A" als Basston erklingen lässt und unfassbarer Dreistheit werden mit einem Schalldruck von ungefähr 105 dBa die unwichtigsten Dummheiten im Raum herumposaunt. Leider ist auch das "Beseitigen" von Quellen des eigenen Unwohlseins in dieser Klinik verboten. Ich hätte ansonsten so manch eine Dame gut aufbereitet der Küche verkaufen können... 

Aber wie schon gesagt, in all meiner Toleranz gibt es ein "Aber". Und das sind die Schwaben!

Zurück zum Essaal und meinen Stresspegel. Um mich nicht direkt von dieser Vorstufe zum Knast in ein echtes begeben zu müssen oder gar aus Verzweiflung an mir selbst Hand anzulegen, hatte ich mir recht zügig angewöhnt, mein Frühstück in aller Ruhe in meiner Besenkammer zu mir zu nehmen. Frei nach dem Motto "Klein aber mein" konnte ich hier die Nahrungsaufnahme gut genießen. Das dafür erforderliche Geschirr stellte mir die Firma Penny für einen Euro pro Artikel zur Verfügung.





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