Mittwoch, 19. September 2018

19. September 2018 Das verlassene Dorf und Übersprungshandlungen

Nachdem ich mich, wie im Post davor beschrieben, in den Morgenstunden wieder von dem Massenauftrieb des Vortages erholt hatte, war ich wieder verfügbar für neue Schweinereien.


An diesem 19. September fuhren wir in den Südwesten von Volterra und suchten dort das verlassene Dorf "Buriano" auf. Auch hier gab es wieder Ansagen, Demos, schrille Kommentare der Co-Dozentin und scharfe Schüsse aus der Hüfte unseres Dozenten.

Nach dem Bild von einer Kapelle


und einem romantischen Treppenaufgang mit Torbögen, die scheinbar als Resultate der inneren Anspannung einfach nichts werden wollten, 



stromerte ich durch das Gelände und fand den, leider verschlossenen, Friedhof vor. 

Dieses Schmiedeeiserne Tor mit symbolischem Erinnerungswert an ähnlich wirkende Eisentore vor den KZs tat es mir irgendwie an und schaltete bei mir den Sarkasmus-Modus an. Interessanter Weise las kein Mensch bei der anschließenden Leichenschau (ähmm... Bilderschau) die Auf- und Inschriften des Bildes. Auch nicht die englischsprachige Fraktion. Hierbei lernte ich, dass es keinen einfacheren Weg gibt, subversive Texte zu publizieren, als in betexteten Bildern, bei denen es sich offensichtlich nicht um Comics handelt.




Danach war ich wieder soweit heruntergefahren, dass ich unser nettes Pärchen aus Singapur noch bei der Arbeit malerisch festhalten konnte:


                    

19. September 2018 Rückzug in die Morgenstunden

Ich bin kein Freund der Massenauftriebe. Eine Gruppe von 14 Leuten inklusive der, wenn auch in diesem Fall sehr verhaltenen, Gruppendynamik überfordern mein hochsensibles Wahrnehmungssystem hoffnungslos. Deshalb habe ich es mir angewöhnt, recht früh aufzustehen und mir im Garten bei Kaffee, Pfeife und Skizzenblock ein bis zwei sehr ruhige Morgenstunden zu genehmigen. Aus praktischen Gründen kann es bei dieser Gelegenheit dazu kommen, dass ich das gleiche Motiv über die Tage hinweg mehrfach abbilde. Allerdings doch immer wieder anders. So findet ihr in diesem Post ein weiteres Bild von der Kapelle, die der Villa Guadalupe bei Volterra angegliedert ist. Dieses mal jedoch auf einem Packpapier ähnlichen Malgrund, der in A5- Blockform von Clairefontaine vertrieben wird.



Keine Fotobeschreibung verfügbar. 

Dienstag, 18. September 2018

18. September 2018 In der Psychiatrie - Lost Places in der Toskana

Gestern haben wir eine verlassene gigantische psychiatrische Klinik aufgesucht. Man könnte jetzt Witze darüber reißen. Doch wurde auch diese Klinik von Anbeginn an als Deponie unwürdigen Menschenlebens und als Versuchszentrum für alle möglichen Spielereien mit menschlichen Körpern von Erprobungen der Elektroschocktherapie bis hin zu kostengünstigen Zulassungsverfahren für Medikamente verwendet.
Insassen waren ursprünglich psychisch erkrankte Personen, denen bald in mehreren Trakten "Kriminelle" jeglicher Couleur folgten. Nicht selten handelte es sich bei dieser Definition einfach nur um unerwünschte Personen, wie zum Beispiel auch lästige Ehefrauen. Die Verbrecher wurden dort in jeder Hinsicht "sicherheitsverwahrt", was bedeutete, das diese Menschen nackt ihn leeren Zellen untergebracht wurden, in denen ihnen ein eingemauertes stählernes Bettgestell ohne Matratze oder ähnliches als Ruhestätte diente. Man wollte so verhindern, dass sie auf die Idee kamen, sich von der Einrichtung zu ernähren!
Einmal in der Woche war "Waschtag", den ich mir angesichts der Perversionen in deutschen KZ überhaupt nicht bildlich vorstellen möchte.
1970 wurden in Italien Anlagen dieser Art verboten, woraufhin die Insassen kurzerhand sofort entlassen und in ihre Dörfer zurückgeschickt wurden. Die sich dann dort abspielenden Dramen waren sicherlich nicht von schlechten Eltern. Entsprechend italienischer Effektivität verließ der letzte Insasse bereits 20 Jahre nach dem Verbot diese Klinik.
Das ist Hintergrundwissen, welches zumindest mir das Lachen an diesem "Lost Place" verdorben hat. Die amerikanische Fraktion unserer Gruppe war diesbezüglich wesentlich lockerer aufgestellt...








18. September 2018 Die ungeliebte Dynamik der Gruppenreisen

Über meine Affinität zu Gruppenreisen habe ich mich bereits im letzten Post ausgelassen. Interessant an Gruppen ist nicht selten die physische Dynamik, mit der diese sich bewegen. Ein Phänomen, an dem Städtebauer, Tourismusmanager und Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts sich immer noch die Zähne ausbeißen. So kann ein trivialer Stopp sich leicht mal über bis zu 30 Minuten hinziehen, während die sukzessive Bestellung von zehn Eis in der Eisdiele innerhalb von zwei Minuten vonstatten gegen kann.
Entsprechend habe ich mich bei der Bemessung meiner Skizzenpause in der Stadtmitte von Volterra verschätzt. Es reichte gerade mal für 19 Striche, als ich feststellen musste, dass sich unsere Mannschaft bereits um fast 50 Meter von mir entfernt hatte.
Aber dank der Erfindung des flüssig auftragbaren farbigen Pigmentes ließ sich dennoch in der nächsten Standpause was aus der rudimentären Skizze machen.


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