Mittwoch, 19. September 2018

19. September 2018 Rückzug in die Morgenstunden

Ich bin kein Freund der Massenauftriebe. Eine Gruppe von 14 Leuten inklusive der, wenn auch in diesem Fall sehr verhaltenen, Gruppendynamik überfordern mein hochsensibles Wahrnehmungssystem hoffnungslos. Deshalb habe ich es mir angewöhnt, recht früh aufzustehen und mir im Garten bei Kaffee, Pfeife und Skizzenblock ein bis zwei sehr ruhige Morgenstunden zu genehmigen. Aus praktischen Gründen kann es bei dieser Gelegenheit dazu kommen, dass ich das gleiche Motiv über die Tage hinweg mehrfach abbilde. Allerdings doch immer wieder anders. So findet ihr in diesem Post ein weiteres Bild von der Kapelle, die der Villa Guadalupe bei Volterra angegliedert ist. Dieses mal jedoch auf einem Packpapier ähnlichen Malgrund, der in A5- Blockform von Clairefontaine vertrieben wird.



Keine Fotobeschreibung verfügbar. 

Dienstag, 18. September 2018

18. September 2018 In der Psychiatrie - Lost Places in der Toskana

Gestern haben wir eine verlassene gigantische psychiatrische Klinik aufgesucht. Man könnte jetzt Witze darüber reißen. Doch wurde auch diese Klinik von Anbeginn an als Deponie unwürdigen Menschenlebens und als Versuchszentrum für alle möglichen Spielereien mit menschlichen Körpern von Erprobungen der Elektroschocktherapie bis hin zu kostengünstigen Zulassungsverfahren für Medikamente verwendet.
Insassen waren ursprünglich psychisch erkrankte Personen, denen bald in mehreren Trakten "Kriminelle" jeglicher Couleur folgten. Nicht selten handelte es sich bei dieser Definition einfach nur um unerwünschte Personen, wie zum Beispiel auch lästige Ehefrauen. Die Verbrecher wurden dort in jeder Hinsicht "sicherheitsverwahrt", was bedeutete, das diese Menschen nackt ihn leeren Zellen untergebracht wurden, in denen ihnen ein eingemauertes stählernes Bettgestell ohne Matratze oder ähnliches als Ruhestätte diente. Man wollte so verhindern, dass sie auf die Idee kamen, sich von der Einrichtung zu ernähren!
Einmal in der Woche war "Waschtag", den ich mir angesichts der Perversionen in deutschen KZ überhaupt nicht bildlich vorstellen möchte.
1970 wurden in Italien Anlagen dieser Art verboten, woraufhin die Insassen kurzerhand sofort entlassen und in ihre Dörfer zurückgeschickt wurden. Die sich dann dort abspielenden Dramen waren sicherlich nicht von schlechten Eltern. Entsprechend italienischer Effektivität verließ der letzte Insasse bereits 20 Jahre nach dem Verbot diese Klinik.
Das ist Hintergrundwissen, welches zumindest mir das Lachen an diesem "Lost Place" verdorben hat. Die amerikanische Fraktion unserer Gruppe war diesbezüglich wesentlich lockerer aufgestellt...








18. September 2018 Die ungeliebte Dynamik der Gruppenreisen

Über meine Affinität zu Gruppenreisen habe ich mich bereits im letzten Post ausgelassen. Interessant an Gruppen ist nicht selten die physische Dynamik, mit der diese sich bewegen. Ein Phänomen, an dem Städtebauer, Tourismusmanager und Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts sich immer noch die Zähne ausbeißen. So kann ein trivialer Stopp sich leicht mal über bis zu 30 Minuten hinziehen, während die sukzessive Bestellung von zehn Eis in der Eisdiele innerhalb von zwei Minuten vonstatten gegen kann.
Entsprechend habe ich mich bei der Bemessung meiner Skizzenpause in der Stadtmitte von Volterra verschätzt. Es reichte gerade mal für 19 Striche, als ich feststellen musste, dass sich unsere Mannschaft bereits um fast 50 Meter von mir entfernt hatte.
Aber dank der Erfindung des flüssig auftragbaren farbigen Pigmentes ließ sich dennoch in der nächsten Standpause was aus der rudimentären Skizze machen.


18. September 2018 Malseminarfrust eines Waldorfschulgeschädigten

Da ich ja nun einmal ein raubeiniges Sensibelchen bin und seit meinen damalig schlechten Erfahrungen in meiner gewaltbereiten religiösen Kaderschule (Waldorfschule Bremen) ein gespaltenes Verhältnis zur Malerei habe, ist Frust in Malseminaren für mich kein wirkliches Novum. So musste ich auch gestern feststellen, dass ich nicht nur zu blöd bin, meinen Namen entsprechend meinen sich nach den Erwartungen der Lehrerin zu entwickelnden inneren Gefühle zu tanzen, sondern auch nicht so zu sehen vermag, wie es die Dozentin gestern von uns erwartete. Nach einer Nacht der psychischen Aufbereitung gönnte ich mir heute früh erst einmal einen guten Kaffee und ein Pfeifchen im Garten der Villa Guadalupe bei Volterra in der Toskana. Und siehe da: schon war die Welt wieder in Ordnung.

Die Moral von der Geschicht:
Gegen schlechte Laune helfen Skizzenblock, ein gutes Pfeifchen und starker Kaffee mit Milch...




Bleistift

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