Bjoern Steffen
ist in Bremen.14. September
Älter zu werden, ist ja eigentlich eine interessante Angelegenheit. Man selber bemerkt es im Grunde eher nicht. Und wären da nicht die eigenen Kinder und Eltern, so könnte man mutmaßen, die Zeit würde still stehen. Dennoch kommt gelegentlich die knallharte Konfrontation mit der Zeit zustande. Solche Momente erlebte ich am 04. und 05. September in Bremen.de, als ich mich zum Zeichnen in den Hafen dieser schönen Hansestadt begab. Dort musste ich feststellen, dass Hafenbecken, an denen ich noch mit meiner Großmutter stand, inzwischen verschwunden waren, um einem modernen, weltweit stereotypen, "Waterfront-Lebensstil" Platz zu machen. Dennoch war hier und da ein wenig Rest-Leben im Hafen wahrzunehmen. Auch, wenn sich selbst dort erhebliche Veränderungen zeigten. So war eines der Glanzstücke, das Stammhaus der Firma Kaffee HAG inzwischen nur noch ein traurig und leer vor sich dahin träumender Backsteinkomplex, von dem man seitens der Bremer Traditionsrösterei Lloyd Caffee den "Der Marmorsaal im historischen Kaffee-HAG-Gebäude" für Führungen und Veranstaltungen erhalten hat.
Natürlich gibt es auch nette Veränderungen. So hat man den Rand des, noch vor wenigen Jahren sehr maritim anmutenden Wendebeckens mit Sand zu einem wunderschönen Strand aufgeschüttet, so, dass die modernen Bürger Problemlos auch hier ihrer Beachkultur frönen können. Zumindest solange, bis den ersten Helikoptereltern klar wird, dass ein hier in den Fluss gefallenes Kind gute Chancen auf eine Weltreise in den Fluten von Nordsee und Atlantik haben wird. Mal sehen, ob es dann für unsere Hipstergeneration eine "child secured waterfront lifestyle architecture" geben wird. Falls ja: Die Namensgebung dafür stammt soeben von mir.
Zu den Bildern:
Hafenleben vor der Front des ehemaligen Kaffee HAG Gebäude. Gemalt in schwindendem Sonnenlicht vom Café der Rösterei Lloyd aus.
Blick auf den Getreidehafen von Bremen mit Sauganlage für Schüttgut im Beladungsvorgang eines Binnenschiffes. Im Vordergrund der oben beschriebene Strand. Gemalt vom Café BackStage aus, in dem mir, welch ein Sakrileg in Bremen (!), Hamburger Kaffee ausgeschenkt wurde.
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